HSG St. Leon/Reilingen bringt Bretzenheim zum Zittern
Spielerisch mindestens auf Augenhöhe, aber TSG-Keeperin mit Sahnetag
Eine überraschend spannende und kampfbetonte Partie sahen die zahlreichen Zuschauer am Sonntag im Harres, als der Drittliga-Titelaspirant TSG Mainz-Bretzenheim mit vielen mitgereisten Fans bei den Handballerinnen der HSG St. Leon/Reilingen zu Gast war. Mit Müh und Not verbuchten sie einen um den Favoritenkampf für sie immens wichtigen 26:22 (10:9)-Sieg, der sicher zwei bis drei Tore zu hoch ausfiel, für sich, denn der Absteiger, der gerne wieder ins Unterhaus möchte, war spielerisch keineswegs besser. Für die Gastgeber gab Trainer Daniel Weinheimer im Vorfeld als Prognose „ein leichtes Spiel“ ohne Erwartungen aus, konstatierte dann im Nachhinein seiner Abwehr vor allem in der ersten Halbzeit eine „überragende Leistung, durch die durchaus eine Überraschung möglich gewesen wäre“. Da bezog er sicher auch Torfrau Clara Bohneberg mit ein, die viele Würfe wie auch einen Siebenmeter zu ihrer Beute machte. Neidlos musste aber auch sie die Leistung ihres Gegenparts im Bretzenheimer Kasten, Rixa Hahn, die einen Sahnetag erwischte, anerkennen.
Diese verbuchte bereits zum Spielbeginn sechs Paraden, bevor beim Stand von 0:2 in der neunten Minute die fünffache Torschützin Madeleine Hornstein endlich den ersten Treffer für die HSG versenkte. Nach ihrem zweiten Tor zum 4:6 und einer Auszeit Weinheimers nach einer sehenswerten Aktion Bohnebergs drehte zunächst die Mainzer Rückraumakteurin Kim Quetsch auf und zeigte ihre Klasse, kassierte aber nach einem Foul eine Zwei-Minuten-Strafe. Beim Rückstand von 4:8 fuhren die Weinheimer-Schützlinge die Krallen aus, Paula Lederer durch zwei Siebenmeter und ein Rückraumtor sowie Hornstein auf Außen und Nussbaumer kompromisslos am Kreis. Diese ackerte mit Unterstützung von allen Mannschaftskameradinnen unermüdlich in der Defensive und somit schafften sie bis zum Halbzeitpfiff einen hervorragenden 9:10-Anschluss. Nach Wiederanpfiff entwickelte sich ein effektives Zusammenspiel im Rückraum. Lederer, mit sieben Toren beste HSG-Schützin, war dreimal erfolgreich, weil sie von Schulz oder Nicole Weschenfelder zu Distanzwürfen abgeholt wurde. Sie spielten wiederum zweimal Schulz in den Lauf, die somit mit Tempo durch die gegnerische Abwehr kam und unter anderem den Führungstreffer zum 13:12 in der 35. Minute landete. Danach entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, bei dem die Abwehrreihen auf beiden Seiten schnell überwunden wurden, immer wieder erschien der Ausgleich auf der Anzeigetafel und die Bretzenheimer Trainerin Kathrin Schneider – vielen noch aus ihrer Ketscher Zeit bei den Kurpfalz-Bären bekannt – sah sich gezwungen, die grüne Time-out-Karte beim 18:17 zu ziehen. Für sie ging es um mehr, das Spiel durfte nicht verloren gehen, auch durch zwei weitere Treffer von Schulz, einen von Lederer und Wiebke Heck zum 22:24 in der 57. Minute war nichts in trockenen Tüchern – die Fans beider Seiten schlossen eine Überraschung nicht aus. Wie in der Anfangs- war aber auch in der Schlussphase die Mainzer Keeperin die Matchwinnerin, vereitelte sämtliche weitere Abschlüsse der HSH-Akteurinnen und ließ diese mit einer Wurfquote von in Summe nur 50 Prozent fast verzweifeln. „Die hat stark gehalten, wir hatten definitiv die Chance zu gewinnen. Tatsächlich hat uns die Bretzenheimer Abwehr zu oft den Spielfluss genommen, aber auch wir haben defensiv top gearbeitet und clever Stopfouls provoziert. Wir haben die Rechtsaußen mit sieben Treffern nicht in den Griff bekommen, die Mainzer Topscorerin Kim Quetsch dagegen im Spielverlauf immer besser“, resümiert Bohneberg. Dennoch müssen sich die St. Leon/Reilingerinnen keinesfalls mangelnden Kampfgeist vorwerfen lassen, haben unerwartet für Spannung gesorgt und machten damit Lust auf die beiden letzten Saisonspiele gegen Leverkusen und Bensheim.
HSG: Bohneberg, Friedrich, N. Weschenfelder, Nussbaumer (2), Hofmann (2), Lederer (7/4), Hornstein (5), Heck (1), C. Weschenfelder (1), Schulz (4), Engeln, Baumann, Rimpf