Turnerbund Germania feiert das 100-jährige Bestehen des Handballsports in seinen Reihen mit einem festlichen Bankett
Unter den Handballfreunden im Land ist die Euphorie bereits groß, kämpfen doch die Handball-Stars ab 10. Januar um die Krone Europas. Von der wachsenden Begeisterung ließen sich auch rund 300Gäste des TBG anstecken, die am frühen Abend des Dreikönigstags mit einem festlichen Bankett das 100. Jubiläumsjahr der Handballabteilung feierten. Zu dem runden Geburtstag hatten sich Vertreter ausPolitik, Vereinen und Partner der lokalen Wirtschaftin der Fritz-Mannherz-Mehrzweckhalle eingefunden, um gemeinsam mit den Handballaktiven von früher und heute die Freude, Leidenschaft und Begeisterungfür das schnelle Spiel mit dem Ball zu teilen. BHV-Präsident Peter Knapp zeichnete sage und schreibe zwanzig Vereinsmitglieder für ihre herausragendenVerdienste um den Handballsport mit Urkunden,Ehrennadel oder Ehrenbrief aus. Die den Jubelverein ehrenden Ansprachen wurden von einem reichhaltigen, dreigängigen italienischen Menü unterbrochen. Mitreißende Tanzeinlagen bot das Duo Nina Eichler und Johannes Bohlig, die für den TSC Grün-Gold Speyer in den lateinamerikanischen Tänzen starten. Durch das unterhaltsame Programm führte souverän Moderatorin Björg Krämer, für die musikalische Unterhaltung sorgte DJ „AndreFog“.
Den kurzweiligen Abend eröffnete eine Gruppe der Minis und weiblichen B-Jugend, die mit Luftballons in den Vereinsfarben rot-weiß die ganz auf den Handball eingestellte Bühne stürmten, musikalisch begleitet von der allseits bekannten Handballhymne der Höhner „Wenn nicht jetzt, wann dann“.
Glückauf für den Turnerbund und seine Handballabteilung
Für die Gemeinde und Gemeinderat gratulierte Bürgermeister Stefan Weisbrod „mit größtem Respekt und Stolz“ zum 100. Geburtstag der traditionsreichsten Abteilung des größten ReilingerVereins. Als Glücksbringer für das gerade begonnene neue Jahr und den Jubelverein bot er den traditionell eingekleideten Schornsteinfegermeister Daniel Askani und die neue Lieblichkeit des Karnevalvereins „Michelle I vom Festival des Tanzes“ auf, die bereits die Veranstaltungsbesucher am Hallenzugang mit einem süßen Glückskäfer begrüßt hatten. Als Jubiläumsgabe überreichte Weisbrod einen inhaltsschweren Umschlag und eine mit dem Bild der erfolgreichen A-Jugend-Mannschaft der Saison 1972 verzierte Jubiläumstorte, ein Kunstwerk geschaffen von Kreuzbäcker Jürgen Schieck. Wer sich unter den damaligen, auf der Bühne versammelten Spielern hinter den Necknamen „Erdbeerschorsch“ oder „Mehlwurm“ verbarg, wollteWeisbrod seinen Zuhörern allerdings nicht verraten.
Als Vertreterin aller Reilinger Vereine gratulierte die Vorsitzende der Kultur- und Sportgemeinschaft Sabine Petzold zur erfolgreichen Vereinsgeschichte. Sie sei das Ergebnis der Arbeit vieler Ehrenamtlicher, „die den Laden am Laufen halten“. Gerne erinnere sie sich noch an die Handballbegeisterten Fritz und Richard Eichhorn oder Hermann Ballreich. Der DHB-Auswahl drücke sie bei der anstehenden Handball-Europameisterschaft die Daumen. Es sei an der Zeit, dass der EM-Titel nach 2004 und 2016 wieder nach Deutschland komme. Petzold sicherte zu, den Handballsport weiterhin leidenschaftlich zu unterstützen und festigte diese Aussage mit der Übergabe eines Zuschusses.
Zeitreise durch 100 Jahre Handballgeschichte
Einen herzlichen Willkommensgruß richtete Georg Salzer als Vorsitzender des TBG 1890 e.V. Reilingen an die illustre Gästeschar, die der Einladung „zu unserem großen Fest“ nachgekommen war, denn 100 Jahre Handball, das sei schon etwas Besonderes. Seine parallel durch eine Bildpräsentation begleitete, historische Zeitreise wurde mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt und mit großem Beifall bedacht. Dabei wurde das Auf und Ab der den Turnerbund prägenden Handballabteilung und der jeweils handelnden Personen noch einmal lebendig. Die Handballabteilung sei 1924 von Peter Schell gegründet worden, dem zum Bankett anwesenden Großvater des gleichnamigen Gemeinderates und TBG-Ehrenmitglieds Peter Schell, langjähriger Besenwirt des Herrenbuckels. Salzer berichtete von legendären Erfolgen, von den historischen Anfängen beginnend bis hin zu den einschneidenden Veränderungen durch die 2012 gebildete und noch heute bestehende Spielgemeinschaft zwischen der SG St. Leon und dem TBG Reilingen. Ebenso vermittelte die ausführliche Präsentation einen anschaulichen Überblick über die aktuellen elf Jugend- und sechs Aktiven-Teams, im Besonderen die erreichten Erfolge der Herren- und Damenmannschaften.
Basis der sportlich rasanten Entwicklung der Handballabteilung sei eine überaus erfolgreiche Jugendarbeit gewesen. Allein die in den vergangenen drei Jahrzehnten errungenen Erfolge seien beeindruckend: 3 x Badischer Meister, 2 x Badischer Vizemeister und 2 x BHW-Halbfinale, 2 x Bezirksmeister, 6 x Kreismeister. „Und das mit männlichen, sowie weiblichen Jugendlichen und in allen Altersklassen“. Jugendspieler/innen mit der Handballausbildung in Reilingen hätten es bis in die Jugendnationalmannschaft, Bundesliga, CL und selbst zum EHF-Pokalsieger mit den Rhein-Neckar-Löwen (2006/07, Mark Zorn) geschafft, stellte Salzer mit sichtlichem Stolz heraus. Mit Matthias „Matze“Rohr konnte Salzer unter den Gästen den nach seiner Meinung besten Reilinger Handballer vorstellen. Als bisher beste weibliche Handballerin nannte er Anika Rimpf, die aktuell in der 3. Damen Bundesliga des DHB spiele, der höchsten Klasse, in der je eine Reilinger Handballmannschaft gespielt habe.
„Ob in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft: Ohne geeignete Trainer, engagierte Eltern und Sponsoren, hätte es die Handballabteilung nie so weit gebracht“, zeigte sich Salzer überzeugt. Untrennbar mit all diesen Erfolgen verknüpft sei der Name des langjährigen Jugendleiters und Trainers Ernst Müller (verstorben 2016). Peter Keller (2008-2016) und Joshua Antl (2016 bis heute) hätten dieses Erbe mit viel Engagement und Leidenschaft in unsere Zeit getragen.
Im Gedenken an die in den vergangenen zehn Jahren verstorbenen Ehrenvorstands- und Ehrenmitglieder, sowie Gründungsmitglieder des Fördervereins Hermann Ballreich, Friedrich Eichhorn, Ernst Müller, Bernhard Krämer, Hans Zahn, Walter Astor und Karl Keller erhob sich die Versammlung von den Plätzen und hielt einen Moment inne.
Stellvertretend für den verhinderten Abteilungsleiter Handball Jonathan Winter erinnerte Dr. Hans Menger an die Ursprünge des Spiels mit dem Ball auf dem Feld und die rasante Weiterentwicklung zum heutigen Hallensport. Den sportlichen Erfolg verdanke die Abteilung zu einem großen Teil auch der optimalen Ausstattung und den idealen Trainingsbedingungen der Fritz-Mannherz-Hallen. Das habe der große Hallenbrand im Jahr 1991 nachdrücklich vor Augen geführt, als man für längere Zeit allein auf die Unterstützung der Nachbarvereine angewiesen war.
Emotionaler Blick auf eine außergewöhnliche Handballkarriere
Einen emotional fesselnden Einblick auf die wichtigsten Stationen seiner außergewöhnlichen Handballkarriere erlaubte der ehemalige Handballprofi Matthias „Matze“ Rohr, der das aktive Spiel im Alter von 29 Jahren wegen einer schweren Verletzung im Jahr 2008 aufgeben musste. Mucksmäuschenstill war es in der Halle, als er dielange zurück liegenden, ihn persönlich prägenden Ereignisse reflektierte, die im Alter von sieben Jahrenihren Anfang im TBG Reilingen nahmen. Er erzählte vom feinen Gespür seines Entdeckers Ernst Müller (Mister Handball), gab so manche amüsante Anektdote zu Jugendaktivitäten des Vereins und großen Handballturnieren zum Besten. Er sprach von einer „total super Zeit“, einem „phänomenalen Zusammengehörigkeitsgefühl“ „und einem „großen Glück, in toller Mannschaft gespielt zu haben“. Seinen Hut müsse er rückblickend vor der Leistung von Trainern und Betreuern, wie Hans Schneider, Ernst Müller und Ernst Decker ziehen. Er sei davon überzeugt, „dass der Verein viel mehr kann, als nur Sport“, machte Rohr deutlich. Er habe bei vielen Vereinen und mit großen Namen gespielt. Nirgends aber habe er eine solche Einheit, wie beim Turnerbund verspürt und kennengelernt. „Der TBG ist mein Verein und da bin ich auch mächtig stolz drauf“.
BHV ehrt langjähriges Engagement im Zeichen des Handballsports
Der Präsident des Badischen Handballverbandes Peter Knapp beglückwünschte den Turnerbund zu seinem besonderen Jubiläum. Der TBG könne stolz sein auf seine Handballabteilung und der Verband sich glücklich schätzen, so einen Verein in seinen Reihen zu wissen. Die Zeiten seien mitunter schwierig. „Wenn ihr aber so weiter macht, ist mir um die schönste Sportart der Welt nicht Bange“. Aus seinen Händen erhielten langjährig im Handballsport Engagierte eine besondere Ehrung. Die außerordentliche Leistung von Erich Pepperkok, Ernst Decker und Heiko Friedrich wurde mit einem Ehrenbrief gewürdigt. Seit mindestens 20 Jahren engagieren sich Axel Heidrich, Claus Rausch, Daniel Maier, Georg Salzer, Hans-Jörg Menger, Klaus Benetti, Klaus Decker, Ludwig Krämer, Peter Keller, Ulrich Mattern, Werner Kief, Werner Schifferdecker und Reinhard Hille auf unterschiedliche Art und Weise für den Handballsport. Ihr Idealismus wurdemit der Ehrennadel in Gold anerkannt. Die Inhaber vorerwähnter Ehrenzeichen sind zum freien Eintritt bei allen Veranstaltungen des BHV, sowie der Vereine im Verbandsgebiet berechtigt. Auf mindestens zehnjährige Vereins- oder Verbandsaktivitäten können Ina Menger, Jonas Golz, Joshua Antl und Rolf Wirth verweisen, deren Verdienste mit der Ehrennadel in Silber belobigt wurden.
Organisatoren, Helfern und Unterstützern der Veranstaltung dankte der Verein mit individuellen Präsenten. Nach dem offiziellen Rahmenprogramm war die starre Tischordnung schnell aufgelöst und an Stehtischen oder beim Barbetrieb kamen raschintensive Gespräche in Gang. An bebilderten Stellwänden wurden gemeinsame Erinnerungen neu belebt. Alle Teilnehmer hatten Gelegenheit, ihren Besuch an der denkwürdigen Feier in einem Buch und auf einem Vereinsbanner mit einem persönlichen Autogramm festzuhalten. (jd)
Fotos: Volker Hoffmann